Geld ist gut!?

Auch wenn es viele und immer mehr Menschen gibt, die den Kapitalismus und die Marktwirtschaft kritisch hinterfragen, bei der Abschaffung von Geld hört der Spass auf. Ja, schon beim Gedanken daran, dass Geld ganz anders funktionieren könnte, wird vielen Menschen übel. Und für viele ist eine Wirtschaft ohne Geld, ohne Tauschmittel und Kredit schlicht nicht denkbar. Das ist aber sehr schade, denn gerade in diesem Out-of-Box-Denken liegt eine grosse Chance für eine ganz anders funktionierende Wirtschaft und eine gigantische Chance für uns Menschen.

Wir anerkennen, dass man das heutige Geldsystem durchaus verbessern könnte, mit weitreichenden positiven Folgen. So könnte eine Vollgeld-Reform die Verschuldung von Ländern, Unternehmen und Privaten mindern, den Wachstumsdruck verkleinern und ein Land grundsätzlich besser stellen. Aber auch ein verbessertes Geldsystem hat seine höchst problematischen Aspekte. Auf diese soll im Folgenden eingegangen werden.

Alle paar Jahre passiert es wieder: Bauern schütten demonstrativ Milch weg. Sie protestieren damit gegen die tiefen Milchpreise. Und verknappen gleichzeitig die Ware Milch. Das bewirkt, dass der Preis der Milch wieder steigt, weil sich weniger davon auf dem Markt befindet. Es ist absurd.

Schlussfolgerung: In einer Geldwirtschaft muss eine Produkt knapp sein, sonst fällt der Preis gegen 0. Davon kann dann aber niemand mehr Leben, Unternehmen gehen konkurs. So müssen Bauern aber auch andere Unternehmen immer darauf bedacht sein, nicht zu viele Produkte zu produzieren, ein Überfluss (auch wenn er im ökologischen Rahmen und durchaus erwünscht wäre) ist umöglich.

Natürlich ermöglicht Geld einigen Menschen sehr wohl ein Leben im Überfluss. Aber Überfluss oder nur schon Wohlstand für alle ist in einem Geldsystem kaum möglich.

Die Spieltheorie, ein Zweig der Volkswirtschaften, hat durch zahlreiche Experimente, Versuche und Studien aufzeigen können, dass Menschen risikoreicher, egoistischer und rücksichtsloser werden, sobald Geld im Spiel ist.

Und eine der krassesten Ergebnisse liefern Studien über die Verhaltensweisen von jungen Menschen, die den Umgang mit Geld lernen: Studierende der Betriebswissenschaften sind zu beginn des Studiums sozialer und solidarischer eingestellt als am Ende ihres Studiums. Genau diese Menschen leiten dann aber unsere Wirtschaft.

Die offensichtlichste Absurdität der weltweiten Geldwirtschaft ist folgender Fakt: Laut der UNO-Organisation für Ernährungssicherheit (FAO) produziert die Menschheit Nahrungsmittel für über 14 Milliarden Menschen. Wir sind 8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Trotzdem leidet etwa eine Milliarde an den Folgen von Unterernährung.

Das Geldsystem tötet, weil die wichtigste Regel lautet: Hast du Geld, kannst du dir alles kaufen. Hast du keines, bist du zum Tod verurteilt. Glück hast du, wenn du zufälligerweise in einem Industrieland mit einigermassen akzeptablem Sozialnetz geboren bist…

Wer Geld hat, hat Macht. Wer Geld ausleihen kann, hat noch viel mehr Macht: Über seine Schuldner.

Das ist im Privaten höchst problematisch, auf Stufe von Staaten ist dieser Mechanismus sogar tödlich. Der „Schuldendienst“ des globalen Südens in die Industriestaaten ist eine Erpressungsmaschine sondergleichen und führt zu weiterer Ungleichheit und Armut und verhindert die Entwicklung der Volkswirtschaften.

So lange man mit der Produktion, dem Verkauf und Handel von Waffen Geld machen kann, werden Waffen produziert werden.

Natürlich ist das eine zugespitzte Aussage. Aber wenn man gründlich fragt, woher eigentlich all das Böse und Schlimme auf dieser Welt kommt, so kommt am Ende fast immer die Antwort: Wegen des Geldes.

Wegen Geld werden Frauen und Mädchen entführt und versklavt. Wegen Geld wird gemordet. Wegen Geld wird die Gefährdung von Mensch und Umwelt in Kauf genommen.